Studienreise Montenegro 2014
1.100 Kilometer, 25 Personen, 1 Bus – so begann die 12. Reise des Absolventenverbandes, die in ein beeindruckendes Land führte.
Große, stinkende, bärtige Männer in Schwarz, die mit Ziegen unterwegs waren und Käse und die Köpfe ihrer toten Feinde herumschleppten, so kannte und fürchtete man die Montenegriner vor vielen Jahrhunderten. Heute ist oft nur wenig über das kleine Land am Balkan bekannt. Manche wissen nicht einmal genau wo es liegt. Doch Montenegro ist eine unterschätzte Ecke Europas.
Acht Jahre ist es her, da entschied sich die Bevölkerung Montenegros wieder eine eigenständige Republik zu werden und trat somit aus dem Staatenbund Serbien-Montenegro aus. Heute zählt das Land 625.000 Einwohnerinnen und Einwohner und ist mit einer Fläche von 13.812km2 nur wenig größer als Tirol. Doch hat Montenegro eine so beeindruckend schöne, vielfältige Naturlandschaft und weiß allerhand spannende Geschichten zu erzählen, dass man leicht vergisst, wie klein es doch eigentlich ist.
Eines Abends im September ging es los. Mit unserem Reisebus machten wir uns auf 14 Stunden gen Süden zu fahren, um danach unmittelbar frisch und munter in den ersten Programmpunkt starten zu können, einer Führung durch die Altstadt von Kotor. Darauf folgte ein Besuch der Abwasserreinigungsanlage Budva, die jüngst von der WTE (EVN-Gruppe) fertig gestellt wurde und die erste an der montenegrinischen Küste ist.
Budva war es auch, wo sich unser Hotel befand. Vor allem hier im touristischen Hotspot des Landes blicken Luxus-Ressorts und Hotelruinen von der gebirgigen Küstenlandschaft auf die traumhaften Buchten. Montenegro versucht den Tourismus maximal zu nutzen und hat sich in den letzten Jahren besonders auf die gehobeneren Schichten fokussiert, wie beispielsweise in Kotor mit dem Luxus-Yachthafen Porto Montenegro. Monaco dient als Vorbild. Dass der völlig legitime Anspruch auf wirtschaftlichen Aufschwung zu Lasten des Potenzials und der Einzigartigkeit des Landes geht, gerät dabei häufig aus dem Blick. Montenegro ist noch dabei seine Identität neu zu positionieren und will dabei mit den westlichen Staaten möglichst schnell gleichziehen. Diese politischen Aspekte und die diplomatischen Beziehungen mit Österreich wurden beim Besuch der österreichischen Wirtschaftskammer in der Hauptstadt Podgorica mit dem Vizekonsul Gerald Hauser und dem Wirtschaftsdelegierten Andreas Haidenthaler diskutiert. Ein Aspekt der diese Prozesse gut verdeutlicht, ist die Landessprache Montenegrinisch. Als sprachpolitisches Zeichen der Unabhängigkeit distanziert man sich bewusst von der Zurechnung zum Serbischen. Montenegro will eine eigene Identität.
Der nächste Tag führte uns in die albanisch-dominierte Stadt Ulcinj. Dort genossen wir einmal mehr in einem der Restaurants der Altstadt den Blick aufs Meer. Seine Landschaft ist definitiv eines der größten Potenziale Montenegros. Doch setzt das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft erst nach und nach ein. Das bestätigte auch unsere Reiseleiterin Jelena Jabucanin bei der Bootsfahrt am Skadarsee. Kurz vor unserer Ankunft hatten die starken Niederschläge des Sommers bewirkt, dass die umliegenden Flüsse viel Müll in das Naturschutzgebiet schwemmten. Doch auch an den Straßen- und Wegesrändern finden sich immer wieder Abfall und Sperrmüll als Zeichen der noch vorherrschenden Unbedarftheit im Umgang mit der Umwelt. Wie gut allerdings die Zusammenarbeit mit der Natur funktionieren kann, bekamen wir beim Besuch eines Wein- und Honigproduzenten in den Bergen von Rijeka Crnojevica zu sehen. Hier werden Wein, Lebensmittel und Hausmittelchen auf Basis von Honig hergestellt. Das Konzept ist so überzeugend, dass sich die ganze Gruppe mit einem Jahresvorrat Propolis eindeckte.
Trotz Koffeinunterversorgung sowie Erkrankte und Verletzte in unserer Reisegruppe, die mitunter das Tempo bei unserem straffen Reiseprogramm drosselten, schafften wir es mit eisernem Willen doch, stets pünktlich zum Essen in den jeweiligen Restaurants anzukommen. So auch am letzten Tag, den wir mit einem Fünf-Gänge-Menü im renommierten Restaurant Kapetanova kuca im kroatischen Mali Ston ausklingen ließen. Viel zu schnell ging also auch die diesjährige Abenteuer- und Studienreise wieder zu Ende. Es warteten nur noch zehn Stunden Busfahrt auf uns.
Dieser Artikel ist auch auf dem Blog der Autorin Sandra Hochstöger La Vida Etcétera nachzulesen